Fußball ist ein Mannschaftssport. Deshalb sollte man sich davor hüten, Erfolge an einzelnen Akteuren festzumachen. Dass aber außergewöhnliche Spieler mit ihrer besonderen Qualität oft auch ihre Mitspieler besser machen, kann durchaus häufiger beobachtet werden. Ein solches Beispiel bietet sich seit Beginn der Punktspielrunde beim VfB Döbbrick. Im Vorjahr noch als Vierter im Ziel der 1. Kreisklasse Nord gelandet, thront der Verein nun auf dem Spitzenplatz dieser Liga. Was ganz gewiss mit einem Neuzugang zu tun hat. Wobei dieser "Neue" so neu gar nicht ist im Ortsteil des Cottbuser Nordens.
Schließlich hat der in Döbbrick beheimatete Marcel Kapplinghaus seine Kindheit mit genau jenen Jungs verbracht, mit denen er jetzt durch die Liga fegt. "Die ersten Jahre als aktiver Fußballer habe ich ja mit einigen meiner Nachbarjungs aus Döbbrick bei Viktoria Cottbus gespielt, bevor ich später in der B-Jugend von Energie Cottbus in der Bundesliga unterwegs war", berichtet der 21-Jährige, der bei den Rot-Weißen auch in der A-Jugend Bundesligaluft schnuppern konnte und in der Spielzeit 2014/15 als Abwehrspieler der zweiten Mannschaft des FCE zu 20 Oberliga-Einsätzen kam.
Dass er danach seine Fußballschuhe an den Nagel hängen wollte, mochten seine Kumpels von nebenan überhaupt nicht gelten lassen. "Du bist einer von uns und soweit es deine Zeit erlaubt, musst du bei unserem VfB spielen. Überleg dir das, wir würden uns freuen", so der Tenor seiner altbekannten Kumpels.
Fußball nicht das Wichtigste
Lange überreden lassen musste sich der 1,88 Meter große Abwehrspieler allerdings nicht. Hatte er doch inzwischen mit dem Leistungssport abgeschlossen: "Ich habe für mich entschieden, dass Fußball nicht das Wichtigste ist. Auch wegen des Leistungsdrucks und der Ellenbogen-Effekte bin ich damals zu dieser Überzeugung gekommen", bekennt er freimütig. Auch das neue Umfeld in Leipzig, wo er Sportwissenschaft studiert, tut ihm gut. Weil dieses ihm völlig neue Blickwinkel auf das Leben öffnet.
Natürlich macht ihm Fußball noch immer einen Riesenspaß, was aber in erster Linie an dem noch neuen Umfeld und der weit unten angesiedelten Spielklasse liegt. Er will überhaupt nicht der Star des Teams sein, wenngleich er durch sein außergewöhnliches und damit geschicktes Deckungsverhalten der mit Abstand auffälligste Kicker des VfB ist. Viel mehr freut sich Kapplinghaus darüber, dass seine Mitstreiter an seiner Seite sportlich wachsen.
Wie eben kürzlich beim Pokalspiel gegen die drei Klassen höher agierende Peitzer Eintracht. "Man muss es mir glauben. Trotz einiger Spiele in höheren Ligen war das heute mein wirklich geilstes Spiel der ganzen Laufbahn. Weil alle mit einem unsäglichen Kampfgeist das ungleiche Duell angenommen haben. Und weil wir als Einheit, eben als gute Truppe, aufgetreten sind. Auch wenn wir verloren hätten, wäre ich zu dieser Einschätzung gekommen. Es ist für mich wirklich eine Riesenfreude, mit meinen Freunden zusammen zu sein. Ob auf dem Rasen oder daneben!"
Mit Jungs zum Bundesligaspiel
Deshalb freut sich Marcel Kapplinghaus schon auf zwei kommende Termine. Mit seinen VfB-Jungs will er als Saisonabschluss zu einem Bundesligaspiel nach Berlin fahren. Und dann steht ja auch der 10. Dezember auf dem Plan. Wenn in Döbbrick der von den Einwohnern liebevoll gestaltete Weihnachtsmarkt fröhliche Stimmung verbreitet, werden "Kappe" und Co. mit ihren Freunden und Nachbarn ein wenig feiern. Und bei der Gelegenheit bestimmt noch einmal über ihren größten Erfolg reden – über ihr Sensationsspiel gegen Eintracht Peitz.
[TEXT und BILD von FUPA.net]
Quelle:
http://www.fupa.net/berichte/heimkehr-zu-den-freunden-600523.html